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Seili: über Reisen, Klima, stromlose Hütten und seine Leidenschaft

(Interview, erschienen im 7sky Magazine November 2011)

Immer wieder sieht man ihn auf umwerfenden Snowboardbildern, realisiert von den grössten Snowboardfotografen. Aber wer ist Martin Seiler alias Seili, der sich klamm und heimlich beieindruckende Veröffentlichungen in die grossen Mags schafft ? Ein Mann von nebenan, der sich nicht schlecht um unsere Zukunft schert !

Snowboarden, die Berge und Schnee haben Seili schon das ganze Leben lang geprägt. «Bei uns gibts fast nur grosse Berge und den Powder. Die einzigen Parks stehen in Zermatt und Saas-Fee»… der Einfluss auf ein Snowboarden ohne Parks war gegeben, auch wenn er versucht hat, seinen Namen über Contests einzufahren. « Ich fuhr in Kadern, kam viel in Europa rum. Doch eines Tages, als ich in Arosa um 7.30 beim Europacup auf einer pickelharten Pipe stand, fragte ich mich wirklich, was ich hier eigentlich mache. Zumal es mir beim Snowboarden auch nicht darum geht, besser zu sein als jemand anderes. Bei Bildern in Snowboadmags erscheinen vor meinem inneren Auge Erinnerungen und Geschichten. Wenn ich auf die Startlisten von damals schaue, sehe ich nur Nummern. Aber das ist meine persönliche Einstellung. Ich kann auch voll nachvollziehen, dass jemand competitive orientiert ist. Dann macht das alles auch viel Sinn. Das ist ja gerade das Coole am Snowobarden, dass jeder das machen kann, was ihm Spass macht. »

Seili absolvierte das Sportgymnasium in Brig und lernte da die technische Seite des Sports kennen. Und als er seinen Sponsoren bekannt gab, dass er gerne das Contest fahren aufgeben würde, folgten diese ihm ins Freeride-Abenteur! Doch nur Snowboarden hätte unserem Walliser nicht genügt, er brauchte was Beständiges im Leben und fand im Geologie- und Geographie-Studium das, nachdem ihm verlangte. « Ich wollte meinen Kopf nicht nur als Goggle-Träger einsetzen ! Ich weiss aber noch nicht, wohin’s mich treiben wird… Mein Ziel ist es momentan, mit dem Studium abzuschliessen und nachher nur noch zu snowboarden », strahlt uns der 23-jährige im noch leeren freestyle.ch VIP Zelt an. « Ich habe das Gefühl, durch das Studium über den Tellerrand zu schauen und zu sehen, dass es, waaaahhh, noch so viele andere coole Sachen auf der Welt gibt. »

Wir fragten ihn, was ihm sein Studium bis anhin gegeben hat : Er sagt, dass es ein zweiseitiges Schwert sei. Dass es zwar beruhigend sei zu wissen, dass der Mensch in einer gewissen Weise machtlos gegenüber der Natur ist und nicht alles regulieren kann. Auf der anderen Seite bringe einen dies aber auch immer wieder auf den Teppich zurück wenn man sich vorstellt, was für eine Kraft die Natur hat und wie klein wir wirklich sind. Aktuelles Beispiel dafür sei das Erdbeben in Japan. « Es macht dich demütig und bescheiden, wenn du dir bewusst bist, dass du beim Heliboarden oder Snowboarden nur einen falschen Turn zu machen brauchst um eine Lawine auszulösen. Ich würde gerne einmal mit Investment Banker einen Trip unternehmen und ihnen zeigen, was dahinter für eine Kraft steckt. Das relativiert einfach alles. »

Was motiviert dich besonders in deinem Leben ?

Hier zu sein und die Welt anzuschauen. Die Welt bereisen zu können ist ein riesen Privileg ! Es gibt so viele Plätze auf dem Planeten und so wenig Zeit, sie zu entdecken. Aber wie schön es sich anfühlt, am morgen aufzuwachen und zu denken, wah, heute kann ich was Neues entdecken, neue Leute treffen. Das ist das Coolste im Leben im Moment.

Dein schönster Trip ?

Neuseeland ist immer wieder unheimlich schön, eine Landschaft wie im Herr der Ringe. Island war auch ziemlich cool.

Und du hast gemeinsam mit Völkl einen Ecotrip in Arosa unternommen, wo es darum ging, die Splitboards von diesem Winter zu testen.

Ja, wir gingen auf eine Hütte ohne Strom und warmen Wasser und haben da eine Woche lang übernachtet. Abgeschnitten von der Welt, ohne iPhones und Mac Books. Das war genau meine Welt. Es war eine coole Erfahrung! Wir blieben eine Woche dort, heizten mit Holz und schmolzen unser Wasser aus Schnee. Ich bin eh ein halber Pyroman, nein, das ist übertrieben, aber ich mag den Geruch und das Knistern von Feuer gerne. Es war ganz anders als auf den anderen Snowboard Trips, wir waren einfach zusammen, haben gemeinsam gekocht, Karten gespielt, Holz gehackt… Und das alles direkt in den Bergen. Du machst die Türe auf und bist einfach mitten drin ! Vom Schnee her wars leider nicht der Wahnsinnstrip, unsere gebastelten Kicker hielten ein paar Stunden bevor sie wegschmolzen. Der Schnee war extrem körnig und löste sich schichtweise, aber es ging schlussendlich ja auch darum, die Splitboards zu testen. Die Dinger sind so eine geile Sache, total unabhängig von den Liften und von Helikoptern zu sein. Im eigenen Rhytmus. Du gehst dahin, wohin’s dich auch immer verschlägt.

Wärst du auch gerne länger als eine Woche geblieben ?

Ja, schon, wir hatten aber nicht mehr genug zu essen und auch keine Speere oder Gewehre zum jagen mit uns. Auch wärs für mich vielleicht schwierig, als Einsiedler zu leben, aber sich hin und wieder 2 Wochen von allem abzukapseln, weg von der Hektik, ist cool.

Du kommst uns sehr ruhig vor. Gibts in deinem Leben machmal auch Stress ?

Man sagt mir nach, dass es extrem viel braucht um mich zu stressen. Da fällt mir gerade auf, dass ich mich wahrscheinlich viel zu wenig aufrege ! Und wenn mich etwas aufregt, versuche ich es einfach zu ändern. Wie Contests, ich machs einfach nicht mehr. Man regt sich halt auf, wenn man merkt, dass man etwas nicht machen will. Dann hört man auf damit und ist wieder im Reinen mit sich selber.

Was ist die Essenz, die du von deinen Reisen heimbringst ?

Die Menschen! In Japan hatten wir ein gutes Beispiel. Ein Freund hat sein Portmonnaie in Tokyo in einer Bar vergessen, in dieser riesigen Stadt… wir waren uns sicher, dass es gestohlen wurde und haben nicht mal mehr nachgeschaut. Und plötzlich kreuzte ein Japaner im Hotel auf, der den Geldbeutel gefunden hatte. Über das Hotelkärtchen hatte er ausfindig gemacht, wo wir wohnten. Er wollte nicht mal auf einen Kaffee bleiben, er hätte bereits den Morgen frei genommen für uns, wäre spät dran.

Hast du auch schon Krasses erlebt ?

Ja, als wir in Bangkok zwischenlandeten, brachte uns ein Volltrottel von einem Taxifahrer auf unserem Weg ins Zentrum zum Kinderstrich mit 12-13-jährigen Mädchen! Solche Gegensätze offerieren uns die Reisen und solche Sachen regen mich auf! Aber das gehört zum Reisen auch dazu. Es gibt leider Gottes nicht nur Sonnenschein und Regenbogen auf dieser Welt.

Wann bist du vollkommen im Rhythmus mit dir ?

Wenn ich irgendwo für mich alleine Backcountry fahre und eine Line in den Pulver ziehe… Dann verspüre ich eine totale Ruhe, Zufriedenheit und Freude. Dann wird mir immer wieder bewusst, wie froh ich bin, hier zu sein.

Wie stellst du dir deine Traumfrau vor ?

Ich brauch nicht sehr viel, einfach ein liebes Maitli, das auch Freude daran hat, draussen zu sein. Das sich am Leben und am Reisen erfreuen kann. Ich lege weniger Wert auf eine spezifische Haar- oder die Augenfarbe. Aber klar soll ich sie auch hübsch finden, das gehört dazu, aber alles andere ist genausowichtig. Auch dass ich mit ihr über alle Sachen reden kann…

Glaubst du an die ewige Liebe ?

Ja, es wäre ja schlimm, wenn es sie nicht gäbe. Was für eine Horrorvorstellung, alt und alleine zu sein… Ich hab sie noch nicht gefunden, glaube aber auf alle Fälle dran.

Ich glaube auch, dass die Liebe einer der Gründe ist, warum wir hier sind… Liebe zu einem Menschen oder einer Sache, die du machst. Für mich ist Liebe auch wichter als Snowboarden. Ich plane auf alle Fälle nicht mit 50 noch an Single Parties zu gehen J.

Gibt es irgendwas auf der Welt, das dich beunruhigt ?

Ja, in den Vorlesungen lerne ich über Klimatologie und Rohstoffe. Wenn man sich vorstellt, dass es auf der Welt noch nie so viele Menschen gab wie jetzt, ist das schon beunruhigend. Wir kennen unseren Einfluss auf den Planeten noch zu wenig und wissen nicht, was wir unseren Kindern hinterlassen werden. Rohstoffe sind nur begrenzt vorhanden und es gab noch nie so viele hochgerüstete Kriegsnationen wie heute. Und genau in einer Zeit, in der es so viel Kriegsmaterial wie noch nie gibt und so viele Menschen da sind wie noch nie zuvor, werden die Ressourcen knapp… Diese Entwicklung ist mehr als beunruhigend, wenn man sich vor Augen führt, dass wir und der Rest der westlichen Welt die Ressourcen brauchen um unseren Lebensstandard zu halten, andere aufstrebende, semiperiphere Regionen gleichzeitig aber den legitimen Wunsch haben den ihrigen zu verbessern. Das macht schon Angst. Es wird bestimmt Klimaflüchtlinge geben, die auch so leben möchten wie wir. Die aus Ländern mit zu wenig Wasser und Essen wegziehen werden, dahin, wo es sich leben lässt. Aber all das ist ein Stück von dem, was das Leben ausmacht. Man weiss nicht, wie sich alles entwicklen wird. Das kann wie oben beschrieben, beunruhigend sein, gleichzeitig macht dieser Umstand das Leben aber auch spannend. Ich weiss auch noch nicht im Detail, was ich nächstes Jahr mache, freue mich aber darauf, es herauszufinden !

Ein spezieller Dank ?

Merci Welt !

Seili ist von Völkl, Rip Curl, Scott, Swany, Flux, Deeluxe, TSG, Hä-wear gesponsort.

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